Pro und Con: (Aus-)Reden eines Autors

Autoren sind auch nur Menschen.

Wir weinen, wir lachen, wir prügeln uns mit anderen bei Meinungsverschiedenheiten. Nur dass es sich dabei meist um unsere eigenen, fiktionalen Charaktere handelt. Nicht verwunderlich also, dass der Großteil unseres Lebens für die meisten von uns in unseren Köpfen abgeht, statt in der wirklichen Welt. Aber das Autorenleben und damit verbundene Denken hat schon seine Vorteile (von den Nachteilen ganz zu schweigen). Denn wir sind kreative, wortgewandte, belesene und rundum ausgeglichene, emotional stabile Personen mit einem geregelten Schlafrhythmus und einer gesunden Ernährung.

Ha.

Haha.

Ja, ne, ist klar.

Was zunächst auf den ungeübten Betrachter wie eine einfache Überdosis Kreativität wirkt, kann einige ungewünschte Nebenwirkungen mit sich ziehen. Denn Fakt ist: Das Autorendasein hat einfach seine Vor- und Nachteile. Welche das sind, könnt ihr diesem objektiven und nüchternen Beitrag entnehmen. Denn ich habe, um diese grobe Fehleinschätzung, dass Autoren perfekt ausbalancierte Menschen sind, ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen, eine kleine Pro und Con Liste verfasst, die akkurat und völlig ohne Überdramatisierung schildert, wie das Leben eines Autoren wirklich aussieht.

Pro: Alles ist Recherche

Egal ob ich jetzt die zehn stärksten Gifte google, die die Menscheit je erfunden hat, sowie ihre genaue Zusammensetzung und Wirkung, es ist Recherche. Ich brauche einen Stadtplan des mittelalterlichen Londons? Recherche. Ich lese mir Beitrag um Beitrag auf Pinterest durch, wieviel Blut Menschen durch unterschiedlichste Stichwunden verlieren und wie schnell sie daran sterben können? Recherche. Ich informiere mich genaustens über die besten Möglichkeiten, eine Leiche verschwinden zu lassen und den Mord jemand anderem anzuhängen? Recherche! Ich durchforste das Internet nach leichtbekleideten, attraktiven Männern? RECHERCHE! (Nein, ganz im Ernst, ist es …) Egal wofür, ob es ein wichtiges, plotveränderndes Ereignis oder eine unwichtige Information im Nebensatz ist – letztendlich kommt man nicht darum, das Internet um Rat zu fragen. Meine Googlesuchverläufe sind brisant an ihren besten Tagen, und geradezu besorgniserregend an ihren schlechten. Notizbücher, -blocks oder ganz einfach Handys sind für die Dokumentation verschiedener Beobachtungen einfach unerlässlich. So auch meine Gedanken zur Beruhigung auf dem Heimflug von Malaysia in 2014, kurz nachdem das Unglück mit der verschwundenen Maschine bekannt gegeben worden war: „Hey, wenn wir schon entführt werden, abstürzen, oder sonst etwas passiert, dann weiß ich wenigstens für später Bescheid, wie das eigentlich so abläuft.“ Es ist eben doch alles Recherche.

Con: Multischreibing

Ihr kennt das bestimmt. Story A läuft gerade nicht ganz so berauschend, hängt in einer Sackgasse, macht grad keinen Spaß, oder liegt beim Lektor/Testleser auf dem Schreibtisch, auf Korrektur wartend. Was macht man, als logisch denkender Mensch, der sich vollkommen klar darüber ist, wie schwierig und zeitaufwändig das Erfinden und Schreiben einer Geschichte ist, wieviel Herzensblut, Recherche und Tränen in die Entstehung eines solchen Werkes gehen, und wie unmöglich es ist, mehr als fünf Charaktere gleichzeitig zu betreuen? Richtig: Man schreibt ein neues Buch. Aus Langweile. Weil man ja nichts Besseres zu tun hat, wie studieren oder arbeiten oder so. Und noch nicht genug Stress mit dem ersten Buch. Im Grunde sind wir doch alle Masochisten.

Pro: „Ich bin Autor“

Neben „Recherche“ mein häufigst genutzter Satz, um anderen Menschen zu signalisieren, dass ich weder geistesgestört noch gefährlich bin, wenn ich aus heiterem Himmel anfange, hämisch zu lachen, weil mir ein besonders gemeiner Plottwist in den Sinn kam (mwahaha), ich einer nichts Böses ahnenden Freundin einen meterlangen Monolog schicke, in der ich im kleinsten Detail ein Problem auseinanderklamüser, den Ausbruch mit „Danke, das Gespräch hat mir sehr geholfen“ beende, ohne ihre Antwort auch nur abzuwarten, oder um vier Uhr morgens senkrecht im Bett sitze, mir den Laptop kralle und manisch in die Tasten hämmere, weil mir die perfekte Formulierung eingefallen ist für den Satz einer Szene, die ich noch nicht einmal geschrieben habe. Solche Verhaltensweisen entschuldige ich dann immer mit einem „Ich bin Autor“, wenn ich mit dunklen Augenringen und nervösen Zuckungen einem neuen, hilflosen Opfer gegenüberstehe nach einer langen, durchschriebenen Nacht. Es geht doch nichts über eine wissenschaftliche Erklärung.

Con: Das Nachtschreiber-Syndrom

Ich gehöre zu den Menschen, die erst ab einer bestimmten Uhrzeit kreativ werden. Dummerweise ist diese Uhrzeit meist so gegen acht Uhr abends – also wenn die Ersten schon wieder ins Bett gehen. Nicht so ich, denn nach Einbruch der Dunkelheit dreh ich erst so richtig auf. Und dann kann ich auch gut vier bis acht Stunden durchschreiben. Gut, vier bis acht Stunden nach acht Uhr abends ist jetzt nicht so wild, wird der ein oder andere sagen. Damit ist man immer noch spätestens um vier Uhr morgens im Bett. Jahaa, schon. Aber dummerweise bleibt es nicht bei acht Uhr abends. Wie schon gesagt, drehe ich erst nach Einbruch der Dunkelheit so richtig auf, und da wir jetzt wieder den längeren Tagen entgegenblicken, verabschiedet sich mein während des Studiums so sorgsam erarbeiteter Schlafrhytmus langsam, aber allmählich. Aber hey, Sommerzeit bedeutet auch, dass die Sonne wieder früher aufgeht. Die meisten Leute stehen, wenn sie einen Sonnenaufgang bewundern wollen, früh auf. Ich schaue dazu kurz von meinem Laptop auf, schlürfe meine dritte Tasse Erdbeertee und genieße den Anblick, bevor ich dann guten Gewissens, den Tag würdig begrüßt zu haben, ins Bett gehe.

 

 

Beim nächsten Mal geht es dann weiter in der „Conlanging“-Reihe.

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