Arassyani

Language tree of Arassyan languages and dialects (E. Laubenstein, 2017)
Auszug aus der am 11.07.2017 eingereichten Bachelorarbeit
[…] Kunstsprachen, sog. „Conlangs“ („constructed languages“), sind spätestens seit Tolkiens Sindarin oder Quenya dem Fantasyfan ein Begriff und haben mit Marc Okrands Klingonisch auch ihren Einzug ins Sci-Fi-Genre erhalten. Sie sind das Ergebnis eines kreativen Denkprozesses einer einzelnen Person (oder Gruppe von Personen) und unterscheiden sich mindestens in diesem Aspekt von natürlichen Sprachen, wie Japanisch, Xhosa oder Gaahmg, die keinen „Schöpfer“ oder überhaupt einen identifizierbaren Anfang haben […].
[Eine] Subkategorie der Conlangs […], d[ie] sogenannten Fictlangs („fictional languages“) […] entstehen v.a. im Bereich der Phantastik und sollen als natürliche Sprachen in einer fiktiven Welt dienen. Die wohl bekanntesten Beispiele sind das […] Elbische und Klingonische, aber auch Paul Frommers Na’vi für David Camerons Film Avatar oder David J. Petersons Dotharki für die TV-Serie Game of Thrones.Die Motivation, eine solche Conlang zu kreieren, kann […] vielfältig sein. Bei der Entstehung […] dieser […] Fictlang „Arassyani“ waren für mich drei Hauptmotivationen maßgeblich:
- Der Sprechergruppe kulturelle und historische Tiefe verleihen und dem Leser oder Zuschauer ein Gefühl von Authentizität vermitteln
- Eine Sprache kreieren, die für deutsche (oder andere indoeuropäische) Sprecher ungewöhnliche Eigenschaften aufweist
- Gezielt gegen linguistische Regeln vorgehen und Features inkorporieren, die
originell oder unmöglich sind, und zeigen, wie eine Sprache aussehen könnte, die gegen diese etablierten Universalien verstößtVor allem Letzteres warf immer wieder einige Schwierigkeiten und Hindernisse auf, da man erst dann merkt, wie viele Fragen die linguistische Forschung noch offenlässt, wenn man gezielt versucht, gewisse Regeln zu brechen. […]
Während der Arbeit an dieser Grammatik habe ich festgestellt, dass Sprache und Kultur eng miteinander zusammenhängen und eins ohne das andere nicht funktioniert. Die bereits […] bestehende Geschichte und Kultur der Sprecher und der Welt, in der die Sprache gesprochen werden sollte, erlaubte mir jedoch, mich fast ausschließlich auf die Sprachentwicklung zu konzentrieren. Vermutlich konnte ich auch nur auf diese Art und Weise so viel Grammatik produzieren, da ich bereits ein festes Kulturgerüst gebaut und so viel mehr Raum hatte, auszuprobieren, was innerhalb einer [Bachelorarbeit] funktioniert und was nicht.
Schlussendlich soll die […] Sprache als linguistisches Experiment dienen, das keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt oder in neuen typologischen Einsichten zu resultieren beabsichtigt. Stattdessen soll sie eher als Beispiel dienen, als hypothetische Antwort auf die Frage, wie eine Sprache aussehen könnte, die linguistisch etwas verrückt ist, und vielleicht dazu inspirieren, noch ungewöhnlichere Sprachen zu entwickeln.
(aus: Laubenstein, Eleonore. 2017. Skizze einer Grammatik des Arassyani. Universität Leipzig: Bachelorarbeit.)